Start-ups in Deutschland
Posted 04 Apr 2019
Wenn man an Start-ups denkt, hat man ein Bild vor Augen, in dem junge Menschen in Nachtschichten in Garagen an hochinnovativen Lösungen tüfteln. Auch wenn das sehr klischeehaft klingt, steckt doch viel Wahrheit dahinter. Meistens stehen hinter einem Start-up eine neuartige Idee und geringe finanzielle Ressourcen. Auch laut Definition sind Start-ups junge, noch nicht etablierte Unternehmen, die zur Verwirklichung einer innovativen Geschäftsidee (häufig in den Bereichen Electronic Business, Kommunikationstechnologie oder Life Sciences) mit geringem Startkapital gegründet werden.
Letztes Jahr war die beliebteste Start-up-Branche die IT-/Software-Entwicklung. Auch Bereiche wie Software-as-a-Service und industrielle Technologie bleiben ganz klassisch am beliebtesten bei Neugründungen.
Eine Besonderheit des deutschen Start-up-Markts ist, dass über die Hälfte aller Gründungen aus einer von sechs Regionen kommt. Berlin, Hamburg, Hannover/Oldenburg, Metropolregion Rhein-Ruhr, Stuttgart/Karlsruhe und München sind Deutschlands Hotspots für Start-ups. Dabei bleiben drei Viertel der Startups ihrem Standort bei einem Umzug treu.
Bezahlt aus der eigenen Tasche: Die meisten Startups in Deutschland finanzieren ihre Geschäftsideen aus eigener Tasche – über 80 Prozent verwenden ihre eigenen Ersparnisse. Nur knapp 35 Prozent bekommen staatliche Förderungen und lediglich 14 Prozent finanzieren sich durch ein klassisches Bankdarlehen.
Anders als klischeehaft von Studienabbrechern wie Bill Gates und Steve Jobs vermittelt, haben die meisten Start-up-Gründer ein abgeschlossenes Hochschulstudium. In Summe sind es ganze 81 Prozent. Knapp die Hälfte hat sogar einen Diplom- oder Masterabschluss. Das beliebteste Studium ist mit knapp 37 Prozent BWL oder VWL. Nur etwas über 20 Prozent haben Informatik, Computer Science oder Mathematik studiert.
Die große Mehrheit von Start-up-Gründern ist männlich. Im Jahr 2017 waren über 85 Prozent aller Gründer in Deutschland Männer. Speziell bei Start-ups sind weibliche Gründer selten. Zum Vergleich: Im Jahr 2016 waren 40 Prozent aller Unternehmensgründer Frauen.
Viele deutsche Start-ups zeigen, wie Erfolg aussehen kann: Flixbus liefert wohl eines der erfolgreichsten Beispiele. Flixbus wurde im Jahr 2013 von drei jungen Unternehmern in München gegründet – inzwischen hat das Unternehmen mehr als 100 Millionen Fahrgäste zu 1.700 Zielen in 28 Ländern gebracht. Ein weiteres Erfolgsbeispiel liefert relayr: Das Berliner Internet-of-Things-Start-up erhielt knapp 100 Millionen Euro von Investoren – unter anderem 30 Millionen Euro von der Telekom. Das Software-Unternehmen, welches industrielles Equipment vernetzt, ist seit der Gründung im Frühjahr 2013 massiv gewachsen. Grund dafür sind unter anderem die Übernahmen des Software-Unternehmens Proximetry und des KI-Start-ups Neokami. Dieses Jahr soll die Mitarbeiterzahl von 200 auf 300 steigen.
Leider enden nicht alle Gründungsgeschichten so gut. Doch was unterscheidet die Erfolgsgeschichten von jenen, die es nicht schaffen? Fast immer ist es ein Zusammenspiel von mehreren Ursachen. Laut dem Daten-Dienst CB Insights ist der häufigste Grund die fehlende Nachfrage. 42 Prozent der Befragten gaben an, dass sie nicht genug Zeit damit verbracht haben, mit der Zielgruppe zu sprechen und außerdem neue Features herausbrachten, die sie gut fanden, aber nicht vom Kunden gewünscht waren. Die meisten Produkte der gescheiterten Start-ups waren an sich gut, haben aber keine Probleme gelöst oder wurden nicht dringend genug gebraucht. An einem bestimmten Punkt ging auch vielen Start-ups das Geld aus. Knapp 30 Prozent gaben an, dass zu wenig Kapital die Ursache für ihr Scheitern war. Laut einer Bitkom-Studie fehlen Start-ups im Schnitt 2,2 Millionen Euro Kapital. Nur drei von zehn Unternehmen haben ihre Finanzierung gesichert. Im Widerspruch dazu erwarten aber 85 Prozent, dass sie das notwenige Kapital zusammenbekommen. Einige Start-ups scheiterten auch am schlechten Teamwork. Zu viele verschiedene Meinungen, gerade am Anfang einer Gründung, können schnell das Ende bedeuten.
Eine aktuelle Herausforderung, vor der viele Startups stehen, ist es, geeignete Mitarbeiter zu finden. Laut einer aktuellen Studie haben sechs von zehn Start-ups offene Stellen. Mehr als die Hälfte hat bereits die Erfahrung gemacht, dass eine Stelle nicht besetzt werden konnte, weil keine geeigneten Kandidaten gefunden wurden. Das liegt vor allem daran, dass in Deutschland IT-Spezialisten fehlen. Die wenigen Arbeitssuchenden stehen vor einer großen Auswahl an mitarbeitersuchenden Unternehmen. Start-ups können am Arbeitsmarkt vielfach nicht mit großen Konzernen, die oft ein weitaus höheres Gehalt zahlen, mithalten. Mitarbeiter aus dem Ausland zu rekrutieren, gestaltet sich auch nicht so leicht, wie man vielleicht annehmen würde. Bürokratische Hürden im Vorfeld und auch nach der Einstellung hindern viele Startups daran, passende Mitarbeiter zu finden. Aber auch die sprachliche Barriere stellt Gründer vor große Herausforderungen. Gerade in Startups, die normalerweise in kleinen Teams arbeiten (neben den Gründern im Durchschnitt 11 Mitarbeiter), zählt die Kompetenz jedes Mitarbeiters.
Auch wenn die Gründung eines Start-ups viele Herausforderungen und Risiken birgt, ist es eine Möglichkeit, mit seiner eigenen Idee etwas Neues zu schaffen und seine Vision nach eigenen Vorstellungen umzusetzen. Viele träumen davon, ihr eigener Chef zu sein und die Freiheit zu besitzen, ihre Arbeit so zu gestalten, wie sie möchten. Start-up-Gründer versuchen sich – ganz nach dem Motto „Wer nicht wagt, der nicht gewinnt“ – diesen Traum zu erfüllen.
Christine Gierlich
Account Manager bei HBI Helga Bailey GmbH – International PR & MarCom
Christine Gierlich betreut seit 2016 Kunden aus dem B2C- und B2B-Bereich und ist auf Social Media, Texterstellung und die Entwicklung von PR-Kampagnen spezialisiert. Außerdem ist sie Teil des Marketing-Teams der HBI und für interne Marketingaktivitäten zuständig.