Ein Tag im Jahr 2040 – Leben in Smart Homes
Posted 05 Jan 2017
München, 05.01.2040 – Gestern habe ich im Internet eine Reportage über die Geschichte der Smart Homes gesehen, die mich sehr erstaunt hat. Darin wurde ein Beitrag aus dem Jahr 2016 (das ist zufällig mein Geburtsjahr) gezeigt. In diesem Rahmen kam die Frage auf, ob Smart Homes wirklich die Zukunft sind. Im Jahr 2016 war Facebook eines der beliebtesten sozialen Netzwerke und der Gründer, Mark Zuckerberg, erregte damals Aufsehen damit, dass er sein Haus automatisierte und das System dafür selbst entwickelte und programmierte. Damals nutzten nur zwischen 3 bis 6 Prozent tatsächlich Smart Home-Anwendungen. Unglaublich, wenn man bedenkt, dass es heute kaum mehr jemanden gibt, der das Licht, die Heizung oder die Webcams nicht mit seinem Smartphone bedient. Und das ist kein Wunder, denn wir leben ja nicht mehr in der Steinzeit! Meine Eltern haben mir zwar schon öfter von der damaligen Situation erzählt, aber vorstellen konnte ich es mir nie so richtig.
Ich bin 24 Jahre alt und im Zeitalter der Smart Homes aufgewachsen. Natürlich wissen heute bereits alle, was dieser Begriff bedeutet, aber der Vollständigkeit wegen darf eine Definition nicht fehlen: Unter einem Smart Home wird ein informations- und sensortechnisch aufgerüstetes, in sich selbst und nach außen hin vernetztes Zuhause bezeichnet. Vielleicht war es früher undenkbar, dass alle Geräte miteinander vernetzt sind und automatisch funktionieren, aber heute ist es Realität. Ich muss auch gestehen, dass ich bislang nicht viel darüber nachgedacht habe, da die vollständige Vernetzung aller Geräte selbstverständlich für mich ist. Im Jahr 2016 gab es die Technologie, die wir heute natürlich in einer sehr viel weiterentwickelten Form verwenden, bereits. (Damit ihr euch vorstellen könnt, wie weit die Technologie im Jahr 2016 erst entwickelt war, werde ich die Links aus diesem Jahr im folgenden Text einfügen.) Mit Sicherheit hätten sich die Menschen im Jahr 2016 jedoch überhaupt nicht vorstellen können, was bis heute – fast fünfundzwanzig Jahre später – zur Normalität geworden ist:
Mein Tag beginnt morgens um 6.30 Uhr schlafend in meinem Bett. Ich werde von angenehmen Klängen geweckt, die über eingebaute Lautsprecher in meiner Decke abgespielt werden. Mithilfe einer Zeitschaltuhr habe ich festgelegt, dass alle Rollläden in meiner Wohnung fünf Minuten später hochgefahren werden. Jetzt kann der Tag beginnen. Da es Januar ist, lässt die Sonne noch auf sich warten. Glücklicherweise habe ich in meiner gesamten Wohnung Lampen, die sich automatisch an die Lichtverhältnisse in der Wohnung anpassen. Auch das Verlassen eines Zimmers wird über Bewegungsmelder registriert und alle Lampen schalten sich von selbst aus. Nachdem ich aufgestanden bin, registrieren Sensoren, dass das Bett leer ist. Deswegen beginnt mein Bett damit, sich sorgfältig selbst zu machen. Es hebt die Kissen an, glättet meine Decke und legt die gestrafften Kissen wieder darauf ab. Mein Bett ist wirklich smart – und es schenkt mir Zeit!
Während ich mich für die Arbeit fertig mache, schalte ich über meine Universal-App auf meinem Smartphone den Teeautomaten ein, um mir einen Pfefferminztee zu machen. Normalerweise ist meine Kaffeemaschine so eingestellt, dass mein Kaffee pünktlich bereitsteht, wenn ich in die Küche komme. Seit gestern fühle ich mich aber etwas schlapp, habe ein leichtes Kratzen im Hals und noch dazu ständige Kopfschmerzen. Deswegen entscheide ich mich heute doch lieber für einen Tee. Während dieser etwas abkühlt, messe ich meinen Blutdruck mit meinem mobilen Blutdruckmessgerät, das mit einer App verbunden ist. Meine Werte schicke ich zusammen mit einer ausführlichen Beschreibung meiner Schmerzen direkt an meinen Hausarzt. Dieser wird mir bis heute Abend eine Diagnose liefern und mir Maßnahmen vorschlagen. Nur wenn sich mein Zustand nicht bessert oder sogar verschlechtert, muss ich meinen Arzt persönlich aufsuchen. Glücklicherweise haben wenigstens meine Indoor-Überwachungskameras positive Neuigkeiten für mich. Die darin eingebauten Luftsensoren haben ergeben, dass die Luftqualität in meiner Wohnung gut ist und dass sich eine unbedenkliche Anzahl an Keimen in den Innenräumen befindet. Zumindest wird mein Unwohlsein dadurch nicht noch gefördert.
Danach trinke ich meinen Tee und esse mein selbst zubereitetes Frühstück (es gibt auch für mich noch Grenzen!). Währenddessen fährt mein smarter Staubsauger mit einem Klick in der App durch die gesamte Wohnung. Er registriert Staub, saugt ihn auf und wischt anschließend noch den Boden nass. Dadurch spare ich wieder Zeit und habe bereits nach dem Frühstück einen blitzsauberen Fußboden. Dann muss ich mich aber doch beeilen, denn heute muss ich zu einem frühen Meeting pünktlich im Büro sein. Glücklicherweise erkennt das Heizungssystem über mein Smartphone, wenn ich das Haus verlasse und fährt die Heizkörper automatisch etwas herunter. Dafür hätte ich nun wirklich keine Zeit gehabt. Unsere derzeitige Umweltsituation im Jahr 2040 macht aber deutlich, dass es enorm wichtig ist, den Energieverbrauch zu senken. Zumindest wurde die weltweite Lage durch die Entwicklung in der Automobilindustrie etwas entschärft – aber das ist ein anderes Thema…
Im Laufe des Tages bekomme ich einen leichten Schreck, weil mein Smartphone einen schrillen Alarm von sich gibt. Per App bekomme ich die Meldung, dass das Rohr meines Waschbeckens im Badezimmer ein Leck hat und Wasser ausläuft – mein Wassersensor hat das registriert. Zum Glück zeigt mir die App bereits eine Auswahl der besten verfügbaren Handwerker in der Nähe, so dass ich nur meinen Favoriten auswählen muss. Dieser kann über einen speziellen Code auf dem Smartphone innerhalb der nächsten zwei Stunden in meine Wohnung gelangen, um den Wasserschaden zu reparieren. In diesem Moment bin ich froh, dass es keine Haustürschlüssel mehr gibt und der Zutritt über ein elektronisches Zugangssystem möglich ist. Um nach dem Rechten zu sehen, öffne ich zusätzlich den Livestream meiner Indoor- und Outdoor-Überwachungskameras. Dadurch habe ich die Möglichkeit, die Reparaturarbeiten zu beaufsichtigen – natürlich mit vorheriger Zustimmung des Handwerkerservices.
Insgesamt bin ich um meine Sicherheit zuhause jedoch nicht besonders besorgt. Mit meinen Überwachungskameras kann ich jederzeit nach dem Rechten sehen. Im Fall der Fälle werde ich bei auffälligen Bewegungen im Haus alarmiert und kann sofort die Polizei rufen. Allerdings ist die Zahl der Wohnungseinbrüche in den letzten Jahren sowieso deutlich zurückgegangen. Der Hauptgrund dafür ist die Anwesenheitssimulation, die in sehr vielen Häusern und Wohnungen installiert ist. Dadurch werden beispielsweise die Rollläden automatisch heruntergefahren, wenn es dunkel wird und die Beleuchtung schaltet sich in ausgewählten Räumen ein, um die Anwesenheit der Bewohner vorzutäuschen. Dadurch hat sich die Sicherheit stark erhöht, da potentielle Einbrecher abgeschreckt werden.
Nachdem ich sonst nie wirklich viel über unsere Smart Homes nachgedacht habe, fällt mir seit diesem Bericht aus dem Jahr 2016 erst richtig auf, welche Vorteile uns die Technologie von heute bietet. Wie viel umständlicher war wohl früher das Leben, als jeder Handgriff noch manuell getätigt werden musste? Und wie viel zeitaufwändiger musste es für die Menschen gewesen sein, all die Dinge zu tun, die eben getan werden müssen?
Wenn ich den Menschen aus dem Jahr 2016 etwas sagen müsste, wäre es dies: Ja, Smart Homes sind die Zukunft, aber ihr müsst keine Angst vor der neuen Technologie haben. Sie wird euer Leben einfacher machen, so dass ihr mehr Zeit für wichtigere Dinge habt!