Predictive PR: Wie Künstliche Intelligenz die PR-Arbeit verändert
Posted 11 Jul 2019
In der Kommunikations- und Marketing-Branche muss man schnell auf aktuelle Themen reagieren –mit Krisenkommunikation, wenn die Nachrichten schlecht sind; mit Rapid Response/Newsjacking, wenn man wertvolle Informationen zu einem aktuellen Thema beitragen kann. Bislang war es ausreichend, schnellstmöglich auf die gegebene Situation zu reagieren. So konnten schon viele PR-Krisen abgefangen werden, bevor sie in den Medien überhaupt aufgekocht sind. In der Ära der intelligenten Maschinen reicht es jedoch nicht mehr aus, nur auf das zu reagieren, was bereits geschehen ist. Mit Predictive PR lernen wir vorherzusagen, was passieren wird.
Die künstliche Intelligenz (KI) hat bereits viele Bereiche unseres beruflichen und privaten Lebens erreicht. Unabhängig davon, ob wir es wollen oder nicht – Maschinen und Algorithmen sind Teil unseres Alltags geworden. Public Relations mag nicht die erste Branche sein, an die man bei diesem Thema denkt. Allerdings wurde die Öffentlichkeitsarbeit bereits früh von neuen Technologien beeinflusst. Sei es bei der Suche nach aktuellen Trendthemen oder der Analyse von Kampagnen – Daten und Algorithmen spielen hier eine ausschlaggebende Rolle. Wenn man nun diese bereits vorhandenen Daten einer KI zur Verfügung stellt, können nicht nur aktuelle Themen angezeigt, sondern auch Prognosen für künftige Trendthemen vorausgesagt werden.
Laut Gartner ist „Predictive Analytics eine Form der fortgeschrittenen Analytik, die Daten oder Inhalte untersucht, um die Frage zu beantworten ‚was passieren wird‘ oder genauer gesagt ‚was wahrscheinlich passieren wird‘. Techniken wie die Regressionsanalyse, Prognosen, multivariate Statistik, Musterabgleich und prädiktive Modellierung ermöglichen diese Vorhersagen.“
Wenn wir zum Beispiel vorhersagen wollen, wie es in einigen Monaten um ein Unternehmen stehen wird, nutzen KI-Systeme bisher lediglich bereits vorhandene Daten wie Umsatz- und Verkaufszahlen oder rückblickende Marketingstatistiken. Heute ist es auch möglich, aktuelle Daten aus Social-Media-Posts und Nachrichtenartikeln, CRM-Daten, Webanalysen und vielen weiteren verfügbaren Datenquellen für die Analyse zu nutzen.
Doch all diese Daten sind wertlos, wenn man keine Möglichkeit hat, sie zu verarbeiten. Dank Open-Source-Technologien ist man heute allerdings in der Lage, auf die gesammelten Daten von großen Technologieunternehmen zuzugreifen – sei es Facebook, Amazon, Google oder Microsoft. So erhält man Zugriff auf intelligente Systeme und modernste Software. Mit diesen Lösungen können unübersichtliche Datenberge verarbeitet werden, um hilfreiche Erkenntnisse zu gewinnen.
Auf die PR- und Medienbranche bezogen bedeutet das unter anderem, dass man einem bestimmten Publikum einfach die gewünschten Inhalte bereitstellen kann, ohne Informationen zu streuen, die diese als uninteressant empfinden. Eine KI kann sogar noch einen Schritt weiter gehen, denn Predictive Analytics ist in der Lage, Daten, statistische Algorithmen und maschinelle Lerntechniken zu nutzen, um auf Basis historischer Daten die Wahrscheinlichkeit zukünftiger Ergebnisse zu berechnen. Auf diese Weise weiß die KI bereits vorab, welche Themen eine bestimmte Zielgruppe mit hoher Wahrscheinlichkeit künftig interessieren werden.
Der gezielte Einsatz von KI kann PR-Profis dabei unterstützen, auf der Basis früherer PR-Maßnahmen und -ergebnisse die effektivste Kampagne für einen Kunden zu gestalten. Auch bei der Content-Erstellung beschleunigen die Daten die Themenfindung, da die Suche nach passenden Keywords, Zitaten oder Bildern entfällt. Darüber hinaus können Informationen bereitgestellt werden, die bereits vorab zeigen, wie hoch die Interaktion oder die Aufmerksamkeit für einen bestimmten Content sein wird und wie man diesen optimieren kann, um bessere Resultate zu erzielen. Einige Online-Tools und Plug-Ins bieten bereits ähnliche Funktionen, die durch KI in Zukunft wohl noch verbessert werden.
Auch beim Thema Personalisierung, das bei der Kundenansprache immer relevanter wird, ist der Einsatz von künstlicher Intelligenz hilfreich. Predictive Analytics kann unter anderem dabei helfen, neue Märkte zu erschließen. Auf Grundlage von Daten kann das System potentielle Kunden und vertikale Märkte identifizieren. Eine KI kann Käufer-Personas in Echtzeit analysieren und passende Branchentrends oder Interessensgebiete auffinden – so kann in Marketing und PR die Reichweite signifikant erhöht werden.
Wer Predictive Analytics im PR-Bereich nutzen möchte, sollte sich zunächst über seine Geschäftsziele im Klaren sein, um festzustellen, ob sich eine Investition in KI-Systeme rechnet. Wenn man sich dazu entscheidet, eine solche Lösung einzusetzen, sollte man auf jeden Fall sicherstellen, dass man das System versteht und die Möglichkeiten komplett nutzt.
Allerdings benötigt man nicht einfach nur ein gutes KI-System, um Predictive Analystics zu nutzen. Darüber hinaus müssen auch Experten im Team sein, die mit den analysierten Daten umzugehen wissen – darunter Fachleute mit tiefgehendem technischem Fachwissen sowie Entwickler und auch Datenwissenschaftler, die in der Lage sind, die Daten auszuwerten und beispielsweise gezielt auf eine Kampagne hin interpretieren können. Diese gehören allerdings heutzutage noch nicht zu klassischen Teams im PR- und Marketingbereich. Wir sehen allerdings bereits heute erste gute Ansätze zum Einsatz von KI in Agenturen und PR- und Marketingabteilungen. Bis diese Technologie in PR und Marketing erfolgreich genutzt wird, wird es noch ein bisschen dauern – allerdings sicherlich nicht mehr allzu lange.
Jasmin Rast
Account Director bei HBI Helga Bailey GmbH – International PR & MarCom
Seit 2012 ist Jasmin Rast PR-Beraterin und betreut Kunden aus dem B2C/B2B-Bereich. Ihre langjährige PR-Erfahrung trägt maßgeblich zu einer erfolgreichen Kommunikation und Kundenbetreuung bei. Neben der PR liegt auch das Online Marketing in ihrem Aufgabenbereich und rundet das integrierte Kommunikationskonzept der Agentur ab.
– Bei Fragen und Anregungen wenden Sie sich bitte an HBI.